Die Frage, was man wie und wie oft reinigen sollte, beschäftigt viele Hobbybrauer und es ist sehr leicht, viele verschiedene, teils auch widersprüchliche, Antworten zu erhalten.
Ich bin selbst noch etwas verunsichert in diesen Fragen und will hier einmal meinen Erkenntnisstand nach den ersten vier Monaten dokumentieren. Wenn jemand Fehler in meinen Methoden erkennt, wäre ich für Hinweise dankbar.
- Bei der Reinigung des Grainfather folge ich weitgehend den Vorgaben des Herstellers. Nach dem Ausschütten der Würzereste spüle ich ein bis zweimal mit einem Wasserschlauch und warmem Wasser. Dann entferne ich mit einem Lappen oder Scheuerschwamm ggf. etwas fester sitzende Rückstände an Innenwänden und Boden. Den Hahn am Steigrohr demontiere ich und entferne ggf. Rückstände. Für die dann folgende CIP-Prozedur (Clean in Place) nutze ich den Grainfather High Performance Cleaner in der Weise, wie es auf der Dose beschrieben ist: Ich gebe 2 Esslöffel Reiniger auf ca. 15 Liter Wasser, das im Gerät auf 60 °C erwärmt wurde. Diese Lösung lasse ich nun mindestens 15 Minuten durch das System zirkulieren. Abweichend von der Anleitung verbinde ich dabei den oberen Arm und den Gegenstromkühler, um mir etwas Zeit und Arbeit zu sparen. Nach dem Ausgießen wiederhole ich den Schritt mit lauwarmem klaren Wasser. Anschließend trockne ich die Innenflächen mit einem Tuch. Spätestens jetzt putze ich auch die Außenflächen, verwinkelte Stellen des Gehäuses mit einem sauberen Küchenputzlappen und Tuch.
- Kleinere Teile des Grainfather und andere Utensilien kommen einfach in den Geschirrspüler.
- Für das Entfernen des Wassers aus der Würzeleitung des Gegenstromkühlers habe ich noch keine bessere Lösung, als es durch Drehen allmählich herauslaufen zu lassen. Ich werde es demnächst einmal mit einer Luftpumpe versuchen.
- Wenn alles trocken ist (in der Regel am nächsten Tag) verstaue ich alle Teile im Grainfather und stelle das Gerät in einen vor Staub schützenden Schrank.
- Gäreimer reinige ich mit heißem Wasser und einem Lappen nach der Benutzung, bevor sie weggestellt werden.
- Vor der Benutzung reinige und desinfiziere ich sie erneut mit einer Chemipro Oxi-Lösung aus ca. 2 Litern warmem Wasser (ca. 45-60 °C) und ca. 8-12 g Granulat. Ich schwenke die Lösung über alle Innenflächen und lasse den Eimer dann einige Minuten stehen (Kontaktzeit 2-5 Minuten) ohne nachzuspülen oder manuell zu trocknen. Nach dem Abgießen demontiere ich den Hahn, nehme dabei auch die Gummidichtungen ab und lege die Einzelteile zusammen mit dem Gärspund für einige Minuten in eine Schale mit (fast noch) kochendem Wasser (alternativ warmes Wasser mit Oxi). Die Innenseite des Deckels reinige ich unter fließendem Wasser. Nachdem ich den Hahn wieder am Eimer montiert habe, desinfiziere ich den Hahnbereich von innen und außen und die Deckelinnenseite mit einer 70%igen-Isopropanollösung aus der Sprühflasche. Das Ganze mache ich früh während des Kochens, so dass Oxi-Lösung und Alkohol bei der Befüllung vollständig verdunstet sind.
- Nach einer Gärung im Conical Fermenter lasse ich zunächst den Schmodder durch das große Hefeventil ab. Dann spüle ich ihn mit einem Wasserschlauch ein- bis zweimal aus. Die Innenflächen lassen sich dabei leicht erreichen um ggf. mit einem Lappen hartnäckige Ablagerungen zu lösen. Mit einer PBW-Lösung reinige ich nun den Behälter und den Deckel. Anschließend demontiere ich das Doppelventil und zerlege es für eine gründliche Reinigung zusammen mit dem Dichtring des Deckels und dem Gärspund. Zur Lagerung trockne ich alles. Das Doppelventil, Schläuche und Kabel können im Behälter aufbewahrt werden.
- Vor der Benutzung wird zunächst das Doppelventil desinfiziert, beispielsweise in einer StarSan-Lösung, und dann eingebaut. Ebenso der Deckel mit Dichtung. Anschließend kann dieselbe Lösung in den Behälter gekippt werden, um diesen zur Desinfektion mit geschlossenem Deckel auszuschwenken. Die Lösung lasse ich abschließend durch beide Ventile ab.
- Während der Gärung desinfiziere ich alle weiteren Dinge, die mit dem Jungbier in Berührung kommen: Hopfensäckchen oder andere Behälter zur Kalthopfung werden abgekocht oder mit Isopropanol besprüht. Ebenso eine Edelstahlschöpfkelle, sofern ich eine Spindelprobe nehmen möchte, was aber dank der iSpindel kaum noch vorkommt. Die iSpindel wird mit Isopropanol besprüht. Der Alkohol muss selbstverständlich vollständig verdunstet sein.
- Flaschen werden vor der ersten Benutzung durch langes Einweichen in warmem Wasser (Geduld!) sehr leicht von ihren Etiketten befreit und anschließend in mehreren Gängen mit warmem Oxi-Wasser oder Wasser mit gelösten Geschirrspülmaschinenreiniger und mechanisch außen mit einem Lappen und innen durch mehrmaliges kräftiges Schütteln und ggf. mit einer Flaschenbürste gereinigt. Dann werden sie noch einmal mit dem „Avvinatore“ oder „Blast“ mit klarem Wasser gründlich gespült. Wenn eine gründliche Sichtprüfung noch Rückstände erkennen lässt, wird weiter gereinigt oder die Flasche aussortiert.
- Nach jedem Leertrinken werden die Flaschen am selben Abend mit Wasser dreimal ausgespült und kopfüber in Kästen gelagert.
- Vor dem Abfüllen werden sie dann noch einmal mit dem „Avvinatore“ und eine warmen Oxi-Lösung gespült und auf dem Flaschenbaum getrocknet. Das sollte früh genug passieren, damit die Flaschen bei der Abfüllung nach der Oxi-Reinigung wirklich trocken sind.
- Soda Kegs reinige ich mit PBW oder Grainfather-Reiniger in der jeweils vorgeschriebenen Dosierung, Temperatur und Mindestkontaktzeit. Dabei wird die Lösung im jeweiligen Fass einige Minuten geschüttelt, und dann normal aufrecht und kopfüber jeweils einige Zeit stehen gelassen. Von Keg zu Keg, drücke ich den Reiniger durch die Leitungen, die auf diesem Wege mitgereinigt werden. Anschließend werden alle Deckel und Ventile demontiert, die Deckeldichtung abgenommen und die Teile in einer Schale mit Reinigerlösung mind. eine halbe Stunde eingelegt. Mit einer langen dünnen Bürste reinige ich das Steigrohr und das kurze Gasrohr auch mechanisch. Die Kegs und Kleinteile werden anschließend mit klarem Wasser gespült. Während der Lagerung werde die leeren Kegs nicht verschlossen. Zum Staubschutz lege ich ein Tuch über die Öffnung. Die Ventile können nach einer Sichtprüfung der Dichtungen aber bereits wieder montiert werden.
- Den Durchlaufkühler reinige ich in einfachen Fällen nur, indem ich über einen Gardena-NC-Adapter einfach Leitungswasser durch beide Leitungen schicke. Für eine gründlichere Reinigung habe ich ein „Bevi Handy“ mit alkalischen und sauren Tabs und Kugelschwämmen. Dazu verbinde ich die beiden rückseitigen Eingänge mit einem kurzen Schlauchstück. An die beiden vorderen Ausgänge kommen zwei Reinigungsadapter, an die das „Handy“ angeschlossen wird. Nun kann Wasser einfach in beiden Richtungen durch beide Kühlerleitungen geschickt werden, wahlweise mit Schwammkugel und/oder Reiniger, die in ein Schauglas eingelegt werden können.
- Die Kompensatorhähne zerlege ich hin und wieder, um sie gründlich zu reinigen. Dazu verwende ich eine Reinigerlösung und eine kleine Zapfhahnbürste. Nach Spülen mit klarem Wasser, lasse ich die Teile trocknen, bevor ich sie wieder zusammenbaue. Nach Zapftagen, wenn das Fass noch nicht leer ist, reinige ich den Auslass des Hahns mit Wasser aus einem Spülball. Zur Desinfizierung habe ich auch noch ein Mittel in einer Sprühflasche auf Weingeistbasis. Die Auslässe können mit Stopfen verschlossen werden, um Fliegen fern zu halten.
Übrigens trage ich bislang während der Reinigung, egal ob mit Oxi, Grainfather Cleaner oder PBW, keine Handschuhe, obwohl das wohl besser wäre. Anschließend und während der Einwirkpausen wasche ich mir die Hände.
Hier noch einmal zusammengefasst die Mittel und ihre Anwendung:
Chemipro Oxi: Reinigung leichter Verschmutzungen (z.B. Flaschen vor der Abfüllung) (beachte: entgegen manchen Hobbyistentipps spricht der Hersteller NICHT von Desinfektion!), 4g / Liter warmes Wasser, Kontaktzeit 2-5 Minuten, Nachspülen nicht erforderlich, aber wieder trocken sollte es sein.
PBW: intensive Reinigung, 7-14 g / Liter warmes (ideal 60 °C) Wasser (intensiv: 20 g), zum Putzen verwenden oder 30 Minuten einwirken lassen, anschließend mit (am besten warmem) Wasser gründlich nachspülen.
Grainfather Cleaner: ähnlich PBW, insbesondere für CIP.
Isopropanollösung: Desinfektion, 70%ige Lösung in Sprühflasche. Gegenstände vor Verwendung trocknen lassen!
StarSan: Desinfektion nach gründlicher Reinigung, 16 ml auf 10 Liter Wasser. Auftragen mit Sprühflasche, Schwamm, oder Befüllung und Schütteln von Kegs, Tanks, etc. Kontaktzeit > 1 Minute. Abgießen, trocknen lassen. „Don’t fear the foam!“ Bei dieser Dosierung (nach Herstellerangaben, nicht EU-gesetzlich) kein Nachspülen erforderlich.
Kochendes Wasser: Desinfektion, >5 Minuten die Teile einlegen.
NICHT VERGESSEN: Nicht nur auf tolle Mittelchen setzen. Passende Temperatur, genügend Zeit und mechanische Reinigung sind mindestens ebenso hilfreich und wichtig.